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I S S U E    N O .    1 4    [ D E C E M B E R    1 9 9 9  -  o n l i n e  o n l y  ! ]

Ines Lange
Die sequenzielle Struktur von Anrufbeantworter-Kommunikation


halLO;
hier ist RIta;
ihr WISST ja wies gEht;
bis DENN;
TSCHÜüß;
((signalton))


Wie es geht, ist inzwischen wohl jedem geläufig, denn mittlerweile ist es fast unmöglich, nicht Bekanntschaft mit einem Anrufbeantworter gemacht zu haben. Der Anrufbe-antworter als einstmals neues Medium hat sich längst im kommunikativen Alltag etabliert. Als technologische Innovation der Kommunikationsform des Telefonierens ermöglicht er die Abwesenheit des Angerufenen ohne den damit einhergehenden Verlust von Informationen. Dank der Speicherbarkeit kann Kommunikation seit knapp einem Jahrzehnt auch ohne die zeitliche Kopräsenz beider Interaktionspartner stattfinden.

Wie es geht, stellte ein nicht unerhebliches Problem dar, als der Anrufbeantworter in den 90er Jahren Einzug in die Privathaushalte hielt, nachdem man ihm vorwiegend im institutionellen Rahmen begegnet war. Was damals noch völlige Neuheit auf dem deutschen Markt war, ist jetzt zum fast obligatorischen Gebrauchsgegenstand des Haushalts geworden, für dessen Nichtbesitz man sich mittlerweile rechtfertigen muß . Aufgrund der unumstrittenen praktischen Funktion des Anrufbeantworters ist sein Fehlen dann auch meist in einer universellen Abneigung gegen diese maschinisierte Form von Kommunikation begründet, die mittlerweile kaum noch etwas mit mangelnder Kompetenz im Umgang mit diesem Medium zu tun haben kann.

Wie es geht, bedeutet in erster Linie eine Herausforderung für den Anrufer: Er wird mit einer Kommunikationssituation konfrontiert, die er mit nur geringer Planungsmöglichkeit spontan zu bewältigen hat, während der Angerufene seinen Beitrag weder unter temporärem noch unter kommunikativem Zugzwang produzieren muß . Ansagetext und Nachricht unterliegen damit offensichtlich grundlegend verschiedenen Produktionsbedingungen.

Nicht nur diese unterschiedlichen Produktionsbedingungen, auch die Unterschiede der sprachlichen Produkte in Bezug auf Funktion und Stil charakterisieren die Kommunikation per Anrufbeantworter: Während der Angerufene mit dem Ansagetext in einer mehr oder weniger standardisierten Form seine generelle Kommunikationsbereitschaft signalisiert, bringt der Anrufer in der Nachricht sein individuelles Anliegen zur Sprache. Das Zusammenspiel dieser beiden so unterschiedlichen, scheinbar monologischen Beiträge ersetzt' den telefonischen Dialog . Daß der sprachlich-stilistische Unterschied zwischen Ansagetext und Nachricht jedoch verwischen kann und eine Trennung in zwei grundverschiedene Untersuchungsobjekte damit fraglich wird, illustriert das auf Seite 1 zitierte Beispiel eines Ansagetextes.

Wie es geht, soll die vorliegende Arbeit zeigen. Auf Grundlage empirischen Datenmaterials wird die sequenzielle Struktur von Anrufbeantworter-Kommunikation untersucht. Das konversationsanalytische Vorgehen vermeidet die in der Forschung oft vorgenommene Trennung von Anrufbeantworter-Kommunikation in zwei getrennt bewertete Monologe und verortet ihr kommunikatives Muster (KNOBLAUCH 1995:187) in seinem sequenziellen Kontext.

Die mediale, kommunikative und historische Verwandtschaft des Anrufbeantworters mit dem Telefon führt notwendigerweise dazu, Anrufbeantworter-Kommunikation auf Grundlage der Telefon-Kommunikation zu betrachten. So sollen zu Beginn die beiden Interaktionsformen verglichen und Veränderungen der Anrufbeantworter-Kommunikation gegenüber der telefonischen Interaktion illustriert werden (Kapitel I.1), bevor Forschungsansätze, -erkenntnisse und -lücken vorgestellt werden (Kapitel I.2). Danach folgt die genaue Beschreibung der Zielsetzung und Vorgehensweise in dieser Arbeit (Kapitel II).

Im Hauptteil werden Ansagetext und Nachricht sequenziell analysiert und beide Teilkapitel durch die Zusammenfassung der Ergebnisse der Analyse abgeschlossen (Kapitel III). Im letzten Teil (Kapitel IV) wird die Gesamtstruktur von Anrufbeantworter-Kommunikation betrachtet und bewertet.

 To cite this publication:
Lange, Ines: Die sequenzielle Struktur von Anrufbeantworter-Kommunikation, InLiSt - Interaction and Linguistic Structures, No. 14, December 1999, URL: <http://www.uni-potsdam.de/u/inlist/issues/14/index.htm>

 
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InLiSt No.14
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© 1998-2009 University of Potsdam, Prof. Dr. Elizabeth Couper-Kuhlen, Professor of English Linguistics.
2010 University of Bayreuth, Prof. Dr. Karin Birkner, Professor of German Linguistics.